Wandel im Betrieb

Inhaltsübersicht für diese Seite:

– Geschichtlicher Rückblick zum Betrieb auf der Schiefen Ebene

– Sonderzüge

– Abnahme- und Werksprobefahrten

Im Laufe der über 160jährigen Geschichte der Schiefen Ebene gab es zwar kaum Veränderungen an der Trassierung und an den Kunstbauwerken, der Fahrbetrieb wurde jedoch immer an die aktuellen Erfordernisse angepasst. Die betriebliche Besonderheit war – und ist in Ausnahmefällen auch heute noch – der Einsatz von Schiebelokomotiven, um schwere Züge über die Steilstrecke zu bringen.

In der Anfangszeit war es aber ursprünglich Vorspannbetrieb, der sich nach Problemen durch Kupplungsrisse jedoch als ungeeignet erwiesen hatte. Die eigens für den Vorspannbetrieb auf der Schiefen Ebene entwickelten 5 Maschinen der Gattung C I der Bayerischen Staatsbahn – es waren die ersten bayerischen Lokomotiven mit drei gekuppelten Antriebsachsen – hatten auf dem Kessel mit Wasser oder Sand füllbare Behälter, um das Reibungsgewicht erhöhen zu können. Wegen des Vorspannbetriebes wurden diese Maschinen auch als “Remorquere” (= Schlepper) bezeichnet; sie hatten damals noch keine Loknummern und erhielten deshalb Namen: Behaim, Leibnitz, Saale, Scharrer und Schneeberg.

Es wurden in der Folgezeit immer die leistungsfähigsten Maschinen auf der Steilrampe eingesetzt, um die ständig steigenden Zuglasten über den Berg bringen zu können. Diesem ständigen Wandel im Betrieb soll auf dieser Seite besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, und darüber hinaus auch der Funktion der Schiefen Ebene als Teststrecke – wurde doch der Berg bis in die jüngere Vergangenheit genutzt, um die Leistungsfähigkeit neuer Triebfahrzeuge in der Praxis zu testen!

Es ist beachtlich, mit welcher Voraussicht die Ingenieure vor über 160 Jahren geplant hatten, waren doch damals nur geringe Achslasten und Zugtonnagen vorstellbar – von Geschwindigkeit noch gar nicht zu reden. Dennoch erfüllen die Bauwerke auch heute noch alle Anforderungen. Selbst das aktuellste Kind des Fortschritts, die Neigetechnikzüge, werden trotz ihres Tempos noch verkraftet. Waren früher bergwärts Geschwindigkeiten von 30 – 40 km/h schon sensationell schnell, schafften es die Diesellokomotiven der Reihe 218 mit wenigen Wagen auf immerhin rund 70 km/h – und die heute fast “alleinherrschenden” Neigetechnik-Triebwagen der der Reihe VT 612 brausen mit 120 km/h die Kurven hoch!

Stellvertretend für den aktuellen Betrieb soll deshalb ein Foto des 612 095 stehen, der am 28.12.2008 als RE 3046 die Schiefe Ebene hinabfährt und soeben auf der Brücke No. V das Tal der Schwarzen Lacke überquert:

Ein eigenes Thema zum Bahnbetrieb auf der Schiefen Ebene sind die zahllosen Sonderzüge und Sonderfahrzeuge, die die Steilrampe als Ziel hatten. Darüber hinaus diente der Berg viele Jahre lang als Test- und Erprobungsstrecke, z. B. für die Abnahme nagelneuer Diesellokomotiven und -triebwagen, aber auch zur Prüfung der Einsatztauglichkeit nach einer Hauptuntersuchung im Ausbesserungs-werk Nürnberg. Hierzu wird auf dieser Seite noch Einiges zu berichten sein.

Zum Auftakt hat Michael Fritz ein Foto beigesteuert, das einen über die Steinmauer talfahrenden Sonderzug mit der Diesellok 221 107 im Jubiläumsjahr 1985 zeigt (am 12. Oktober). Waren die Museumsmaschinen V 200 002 und V 200 007 eher häufige Gäste im Rahmen des Nostalgiefahrten-Programms der DB, muss der Einsatz der V 200 107 zu den Raritäten gezählt werden:

Rund 23 Jahre später war der absolute Sonderzug-Höhepunkt das DDM-Schiefe- Ebene-Dampffestival am 20. September 2008, über das ja auf dieser Site bereits berichtet wurde (siehe Berichte und Bilder – Archiv).

An diesem Tag war auch Johannes Fein mal wieder in heimischer Gegend und ihm gelangen an der großen S-Kurve in km 80,0 viele eindrucksvolle Fotos, von denen hier eine kleine Auswahl gezeigt werden kann:

Die Bilder zeigen die 01 533 als Vorspann vor 23 042, die 01 066 vor 01 202, die 57 2770 als Schiebelok und schliesslich die Doppelbespannung P 8 (638.1301 und 38 3199)

Wieder zurück zum Jubiläumsjahr 1985: eine der besonderen Attraktionen des damaligen Frühsommers war der mehrwöchige Einsatz des WUMAG-VT 175 (“Nürnberg 761”) der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde im Bereich der damaligen BD Nürnberg. Dabei konnten noch zahllose Nebenbahnen bereist werden, Ziele waren u. a. Leupoldsdorf, Weißenstadt, Bad Steben, Gefrees, Schauenstein, Thurnau, Bischofsgrün und Stadtsteinach.

Aber auch über die Schiefe Ebene wurde mehrmals gependelt! Damals war es noch problemlos möglich, an schönen Stellen Fotohalte für die Mitreisenden anzubieten. Bei einem solchen Halt entstand am 16.06.1985 das Foto von Roland Fraas in km 79,4, unmittelbar auf der Brücke No. VII.

Testfahrten auf der “Schiefen Ebene”

Wie oben schon erwähnt, diente die Schiefe Ebene aufgrund ihrer Steigungs- und Krümmungsverhältnisse jahrzehntelang als Teststrecke, ob es nun aufwändige Abnahmefahrten neuer Triebfahrzeuge oder Werksprobefahrten z. B. des AW Nürnberg waren.

1989: MAN-Triebwagen für Griechenland

So kamen auch Exoten auf die Steilrampe, deren zukünftiges Einsatzgebiet weit weg von dieser Gegend lag. So hatte MAN ab 1989 insgesamt 25 zweiteilige Trieb- wagen für die Griechische Staatsbahn zu fertigen, die mit ihren zwei Motoren 700 kW Leistung bringen und 120 km/h schnell sein sollten. Bei einer Zuglänge von 2 x 23,8 m konnten 127 Sitzplätze untergebracht werden.

Bevor die Triebwagen in ihr Einsatzgebiet bei Athen überführt wurden, stand mit dem Triebwagenkopf mit der Fabriknummer 169 827 ein umfangreiches Testprogramm an; da die Triebköpfe einzeln fahrfähig waren, reichte erst einmal ein “halber Zug” für die Tests. So war das Fahrzeug vom 28. 2. bis zum 1. 3.1989 zwischen Nürnberg und Bamberg unterwegs und wurde dann am 2. und 3. März auf der Schiefen Ebene ausgiebig erprobt. Gedreht wurde der Triebwagen auf der Drehscheibe des DDM, im Museum wurde auch übernachtet.

Knapp vier Wochen später war der Triebwagen erneut auf der Schiefen Ebene zur Endabnahme zu sehen; als Schlepp- und Ballastlok war 211 054 mit dabei, und in unterschiedlichen Konfigurationen (mal die V 100 vorn, mal hinten, mal der VT solo) wurde zwischen Neuenmarkt und Falls u. a. das Anfahr- und Bremsverhalten untersucht.

Zur richtigen Zeit war Michael Fritz am 30.03.1989 mit der Kamera unterwegs, um an zahlreichen Stellen die Versuchsfahrten zu dokumentieren.

Das Foto oben links zeigt das Gespann mit der “schiebenden” 211 054 bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg und das Bild recht mit derselben 211, nun “ziehend”, unter der Steinernen Brücke an der Bahnhofsausfahrt.

Bei einer Testreihe blieb dann die 211 054 im Bahnhof Marktschorgast stehen, und der Triebwagen rollte allein talwärts die Steilrampe hinunter – vermutlich zum Test des Bremsverhaltens.

Zum Abschluss noch ein Foto des ungewöhnlichen Gespanns bei der Talfahrt über die Schiefe Ebene im Bereich der Oberen Stützmauer in km 79,8:

(Quellen: alle Fotos – Michael Fritz, Fahrzeugdaten – Schiene aktuell 1/89)

11.01.1975: Dampf-Abschied auf der Schiefen Ebene

Mit Schrecken sahen die Eisenbahnfreunde vor genau 35 Jahren den 11. Januar kommen: hatte sich doch herumgesprochen, dass das Bahnbetriebswerk Hof endgültig dampffrei werden sollte! Fast täglich war Ende 1974 noch ein mit der Baureihe 50 bespanntes Personenzugpaar zwischen Hof und Lichtenfels unterwegs und dampfte somit über die Schiefe Ebene. Als N 5808 gings früh am Morgen westwärts und mittags als N 5819 zurück nach Hof.

Ganz sang- und klanglos wollten die Bundesbahner den Dampf dann doch nicht verabschieden: die 050 281-5 wurde festlich dekoriert und zog trotz des miserablen Wetters viele Dampflokfreunde in den Zug und an die Strecke. Beim Aufenthalt in Neuenmarkt=Wirsberg überreichte der Bürgermeister Präsente an die Lokmannschaft, bevor es zum letzten Mal mit Volldampf die Steigung hoch ging. In Hof stellte sich dann das Personal nochmals für ein Erinnerungsfoto vor die Lok.

Somit war erst einmal SCHLUSS mit dem Dampfbetrieb auf der Schiefen Ebene! Von wenigen Sonderfahrten abgesehen – und diese waren auch nur noch bis zum Dampflokeinsatzverbot 1977 möglich – hatte sich die Dampflok verabschiedet. Doch nichts hält ewig – auch nicht ein “Wir gewöhnen uns das Qualmen ab”! Zum großen Eisenbahnjubiläum 1985 durfte die Dampftraktion erstmals wieder von Nürnberg aus bis Bayreuth schnaufen, 1986 bis Neuenmarkt und 1987 auch wieder über die Schiefe Ebene! (Fotos: Roland Fraas)

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